Die am 1. 10. 1962 in Aurillac geborene Marie-Hélène Lafon wuchs als Tochter einer bäuerlichen Familie im französischen Département Cantal in der Region Auvergne-Rhône-Alpes auf. Wie so viele junge Frauen dieser bis heute kaum erschlossenen und von traditioneller Vieh- und Landwirtschaft geprägten Bergregion des Zentralmassivs, ging Lafon zum Studium nach Paris, wo sie zunächst als Gymnasiallehrerin für Französisch, Griechisch und Latein arbeitete und bis heute lebt. Mit dem Schreiben begann Lafon erst vergleichsweise spät, im Alter von Mitte dreißig. Seit ihrem schriftstellerischen Debüt mit dem 2001 erschienenen Roman „Le soir du chien“ (Der Abend des Hundes) hat sich die Autorin mit ihren Romanen sowie einer Vielzahl von Novellen, Erzählungen und Prosatexten einen in der französischen Literaturszene bedeutenden Namen gemacht und wurde vielfach für ihre literarisch überaus anspruchsvollen Regionalromane ausgezeichnet.
* 1. Oktober 1962
von Marina Ortrud M. Hertrampf
Essay
Literarisch anspruchsvolle Regionalromane fern von ideologisierender Volkstümelei und populärliterarischem Kitsch erleben in den letzten Jahrzehnten eine beispiellose Renaissance. Es handelt sich dabei um einen Trend der Gegenwartsliteratur, der sich nicht nur in Frankreich beobachten lässt, aber eben auch dort. Die im Anschluss an Pierre Michons 1984 erschienenes Buch „Vie minuscules“ (Winzige Leben) in Frankreich entstehenden Regionalromane von Pierre Bergougnioux, Richard Millet und Jean-Loup ...